„Wo bist du hin? Noch eben warst du da -
Was wandtest du dich wieder abwärts, wehe,
nach jenem Leben, das ich nicht verstehe,
und warst mir jüngst doch noch so innig nah.
Ich soll hinab mit dir in deine Welt,
aus der die Schauer der Verwesung hauchen,
ins Reich des Todes soll ich mit dir tauchen,
das wie ein Leichnam fort und fort zerfällt?
Wohl gibt es meinesgleichen, eingeweiht
In eure fürchterlichen Daseinsstufen ...
Doch ich bin’s nicht. Nur wie verworrnes Rufen
Erschreckt das Wort mich eurer Zeitlichkeit.
Laß mich mein Haupt verhüllen, bis du neu
Mir wiederkehrst, so rein, wie ich dich liebe,
von nichts erfüllt als süßem Geistestriebe
und deinem Urbild wieder strahlend treu.“
Faß es, was sich dir enthüllt!
Ahne dich hinan zur Sonne!
Ahnen, welche Schöpfer-Wonne
Jedes Wesen dort erfüllt!
Klimm empor dann dieser Geister
Stufen bis zur höchsten Schar!
Und dann endlich nimm Ihn wahr:
Aller dieser Geister Meister!
Und dann komm mit ihm herab!
Unter Menschen und Dämonen
Komm mit Ihm, den Leib bewohnen,
den ein Mensch Ihm fromm ergab.
Faßt ein Herz des Opfers Größe?
Mißt ein Geist dies Opfer ganz? –
Wie ein Gott des Himmels Glanz
Tauscht um Menschennot und –blöße!
Christian Morgenstern