Du warst mir heut wie aus dem Sinn geschlagen ...
Da überkommt es mich zur Dämmerstunde:
Du bist ja jetzt in meinem Leben, - Du!
Du lebst es - mit? Ich darf’s zu glauben wagen? ...
Dein Antlitz grüßt von meines Kelches Grunde...
und schauernd trink ich mir dies Antlitz zu ...
***
„In meinen Tränen halt ich dich gefangen,
als wie in einem Spiegel, der zu Perlen
zerrann – doch jede Perle Spiegel noch
Im Spiegel meines Auges wohntest du.
Der Spiegel brach. Doch jede seiner Perlen,
als die er hintropft, - spiegelt noch dein Bild.“
***
Der Morgen war von Dir erfüllt ...
Dein Bild, von Tränen oft verhüllt,
umfloß mich wie ein lichter Schein;
Du warst mein Morgenlicht allein.
Die Sonne schien mir ins Gesicht,
ich sah vor Dir die Sonne nicht,
erblindet lag der Augen Au
von Dir, als meinem Himmelstau.
Christian Morgenstern