Ich singe Gott im Hochgesang
Mit hohen Serafs Flug;
Nicht Ruhm und Lob, nur heißen Dank
Ihm, der mich mächtig trug
Durch mancher Klippen Fährlichkeit
Durch Kranckheit und durch Noth,
Es flohen Angst und Bänglichkeit
Wohl auf sein Machtgebot.
Im Würmchen schaut der Seher ihn,
Des Seele mächtig glüht,Im Lenz, wenn alle Erden blühn
Und Frost und Schlummer flieht;
Er wohnt im Tröpfchen Silbertau,
Das auf dem Veilchen glänzt,
Und webt auf jeder Flur und Au,
An die der Himmel grenzt.
Orion zittert, wenn er winkt,
Und neigt gehorsam sich,
Und wie er will, so steigt und sinkt
Die Waage endelich,
Die Könige und Völker wägt
Und jede hohe Tat
Und strenges Recht für jeden hegt;
Dem früh und jenem spat.
Oh Gott! Vernimm mein Flehgebet,
So heiß und inniglich,
Hör‘ mich, du Gott voll Majestät,
Wie jeden väterlich!
Erleuchte mich durch einen Strahl
Der Wahrheit durch und durch
Und bleibe gnädig überall
Mir eine feste Burg.
Gib mir Vertraun und Zuversicht
Auf meinem Lebenspfad
Und gib in banger Nacht mir Licht
Und festen Mut und Rat.
Die Ruh‘ der Seele sei mein Lohn,
Mich lehre die Natur:
Die göttlichste Religion
Sei Menschenliebe nur.
Novalis